Chronik

Tiefsinnige Trauermusik

Berührender Abschluss der Tiroler Barocktage in der Kirche Götzens

Es gibt wohl kaum einen besseren Kenner der musikalischen Exequien von Heinrich Schütz als Howard Arman, der durch seine Tätigkeiten bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik und am Mozarteum hierzulande bestens bekannte englische Dirigent.

In seinen einführenden Worten wies er auf die subtile, akribische Textauswahl in dieser Begräbnismusik für Heinrich II. Posthumus Reuß hin: Die Texte aus der Bibel und aus protestantischen Chorälen sind auch auf dessen Sarkophag angebracht, die Musik umkreist gewissermaßen den Leichnam. Die drei Teile der Exequien sind von Symmetrien geprägt, der letzte Teil ist mit seinem Fernchor (Bass und zwei Soprane, gewissermaßen Reuß und seine beiden Schutzengel) von besonders berückender Wirkung. Hier überraschte die aufführungspraktische Entscheidung, das den „Favoritchor“ bildende, exzellente Ensemble „Singerpur“ als Capella fungieren zu lassen und den Fernchor von Mitgliedern des heimischen Ensembles „NovoCanto“ chorisch aus der Sakristei erklingen zu lassen. Das funktionierte und wirkte erstaunlicherweise sehr gut. Auch sonst hinterließen die beiden Ensembles einen sehr guten Eindruck, auch in den mit angemessener Schlichtheit vorgetragenen Chorälen – immer gelang es Arman, das große Ganze im Blick zu behalten und ein Kollektiv zu formen. Die Continuobegleitung war mit Arman am Orgelpositiv und Alexandra Lechner (Violine) auf das Allernötigste reduziert. „Singerpur“ bewältigte die finale Herausforderung eines spannungsgeladenen Chorsatzes von Arman über „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“ bravourös, das Konzert bildete einen berührenden und niveauvollen Abschluss der Tiroler Barocktage. Tiefsinnigere Trauermusik als hier geboten lässt sich kaum vorstellen.“ Franz Gratl